Samstag, 29. Januar 2011

schwere Zeiten



bodo
Bodo
 
wie ich Yoyo  in La Linea an den Liegeplatz fahre steht da einer auf seinem Boot BALU grüsst und guckt zu. Der Marinero macht die Bugleine und ich mache die Heckleine. Dann nehme ich die Spring zur Hand und wie ich aus dem Schiff  klettere um sie anzubringen kriege ich vom Nachbarschiff auch schon einen freundlichen Hinweis dass ich da noch eine Spring anzubringen hätte. Dabei zeigt er mit dem Finger von wo sie am Schiff und wohin sie am Schlengel zu führen sei. Ich nehme das als Anlass mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er fuhr die Donau runter. Ich die Rhone. Er startete 2008, ich 2009. Er verbrachte den ersten Winter in Kusadasi, ich in Fethyie. Dann segelte er nach Tunesien, verbrachte dort einen Winter fuhr die Inseln im westlichen Mittelmeer ab und ich segelte von der Türkei nach Sizilien, den liparischen Inseln und über Südsardinien nach La Linea. Da sind wir nun. Er mit seinem BALU und ich mit Yoyo. Beide wollen wir einhand über den Atlantik in die Karibik. Aber erst brauche ich mal ein Bier. Ich frage ihn nach einem Supermarkt und kriege von ihm und seinem Nachbarn zur anderen Seite, ebenfalls ein Deutscher, eine Wegbeschreibung die so ausführlich und kompliziert tönt, dass ich bis auf die erste Kreuzung alles gleich wieder vergesse.  Bodo, so heisst er und ich gehen zusammen Nachtessen und erzählen aus unseren Berufsleben. Er hat in seinem Beruf als Fernmeldetechniker so ziemlich alles erreicht was er konnte und mir ging es in meinen Beruf ebenso. Er ist Beamter im vorzeitigen Ruhestand und ich hatte zusammen mit einem Geschäftspartner eine kleine Informatikfirma. Ich erwähne dass wir den Affenfelsen besuchen sollten und dass wir das gemeinsam tun könnten. Er ist einverstanden macht aber klar dass er nicht bergauf laufe. Er möge das überhaupt nicht. Bergab sei ok. Von da an machten wir die Ausflüge gemeinsam. Abends zog sich jeder in sein Boot zurück. Bodo ging meist schlafen wenn die Sonne unterging und wenn ich aus der Koje kroch erzählte er mir stolz was er in der von mir verschlafenen  Zeit schon alles erledigt hatte. Oft war es schleifen und malen am BALU.  Er war unentwegt damit beschäftigt sein Boot zu verbessern.  Wegen einer Lieferverzögerung segelte ich später nach Süden als er und traf ihn auf Graciosa wieder. Danach verbrachten wir die Zeit auf den Kanaren zusammen. Es ist einfach mit Bodo auszukommen und man muss sich fragen ob es überhaupt möglich ist mit ihm nicht auszukommen. Das einzige Missverständnis entstand  weil er mich notorisch André nannte. Ab und zu beschloss ich darauf zu bestehen nicht André zu sein. Danach war ich dann jeweils wieder für ein paar Stunden manchmal sogar Tage René. Wir beschliessen in der Karibik nach Kuba zu segeln. Er hat dort einen Freund und der könnte uns vielleicht etwas von Santiago de Cuba zeigen. Am 11. Dezember verlassen wir die Kanaren Richtung Martinique. Unterwegs halten wir per email über Satfon Kontakt und tauschen täglich unsere Positionen aus. Yoyo läuft am 8. Januar in die Bucht von Sainte Anne und geht mit dem letzten Tageslicht vor Anker. BALU sollte am Morgen oder Vormittag einlaufen. Am Mittag ist von BALU noch nichts zu sehen. Ich denke er ist ev. unter einer grauen Wolke ohne Wind ein paar Stunden stehen geblieben wie es mir ein paar Tage zuvor auch passierte. Am Nachmittag schalte ich den Funk ein und höre Kanal 69 und 16 ab.  Wenn er um die Ecke kommt kann er mich so anrufen. Auf Kanal 16 wird immer wieder zur Suche nach einem zwischen Martinique und St. Lucia über Bord gegangenen Segler aufgerufen. Schrecklich; es passiert immer wieder, denke ich. Am Abend erhalte ich dann die entsetzliche Nachricht von seiner Familie, dass es  Bodo ist den man sucht. Mein Kumpel ist in der vorletzten oder letzten Stunde der Passage über Bord gefallen und konnte trotz aller Suche nicht mehr gefunden werden. Die Ungewissheit über sein Schicksal ist so quälend dass ich nächtelang kaum noch schlafen kann.  Für weitere Infos bitte BALU’s Blog lesen.