Endlich bin ich wieder unterwegs. Nachdem das Paket mit dem reparierten Satfon in Malta doch noch angekommen ist habe ich den Liegeplatz bezahlt, eingekauft und bin Sonntagvormittag ausgelaufen mit Ziel Pilos an der Westseite vom Peloponnes. Zuerst mal fahre ich mitten durch eine der Reeden vor Malta. Die Grosschiffahrt liebt es hier vor Anker zu gehen um Order von der Reederei abzuwarten oder auch um zu bunkern. Mitten auuf der Reede fahre ich an 2 kleinen Meeresschildkröten vorbei. Die erste passiert an Steuerbord auf ca 10m Abstand und winkt eifrig mit den Flossen. Die zweite passiert an Backbord auf ca 2m Abstand. Sie liegt auf dem Wasser und scheint ein Sonnenbad zu nehmen. Sie hebt eine Flosse und winkt mir lässig zu. Der fehlt wirklich nur noch die Sonnenbrille. Ich motore. Abends geht die Sonne als riesige Orange leuchtend unter und ein paar Stunden später stemmt sich ihr kleiner Bruder mit hochrotem Kopf im Osten vom Horizont ab, leuchtet bald silbern vom klaren Himmel und spiegelt sich in unzähligen Reflexionen im Meer. Ich motore auch noch am Tag darauf. Am Nachmittag wird es mir zu viel und ich mache eine kleine Pause, stoppe das Boot und gehe ins Wasser. Ein eigenartiges Gefühl in 3500m tiefem Wasser zu schwimmen und das eigene Boot, sozusagen als Insel von aussen anzugucken. Das Wasser ist selbst für meine Bgriffe nicht sehr kühl. Es ist 26 -27° warm. Nachts immer viel Verkehr. Ich komme kaum zum Schlafen. Denn ich fahre in einer Gegend wo der ganze West -Ost Verkehr plus jener von und nach Ialien, Frankreich und der Adria durchfährt. Immer sind 3-4 Dampfer in Sichtweite. Und 4 mal muss ich ausweichen. Aber auch die grossen Pötte müssen mirausweichen. Das tun sie diese anstandslos. Gegenkommer zeigen so an dass sie mich gesehen haben. Dank AIS und Radar kann ich das alles genau verfolgen. Die grossen Pötte weichen nur dann nicht aus wenn man ihre Fahrbahn im stumpfen Winkel kreuzt. Ich motore auch noch am Dienstag bis Mittag. Dann endlich kommt eine Backstagbrise auf und ich kann Gross und Gennaker setzen und bei 2-3BF laufen wir nun mit 4 - 5,5kn in die richtige Richtung. Jedenfalls fast. Wunderbares Hochseesegeln. Aus dem Dampferverkehr sind wir nun auch heraus. Noch 80sm bis Pylos. Hoffentlich hält das Windlein durch. Das tut das Windlein nicht. Um ein Uhr früh rollen wir elendiglich und die Segel schlagen, dass es einem weh tut. Fluchend berge ich die sie und starte den Motor wieder, denn der Wind ist weg; aber auch ganz und gar. Am Vormittag schütte ich die Reservekanister in den Tank, später auch noch die 6l Diesel aus dem Tank der Heizung. Es wird knapp werden! Das Schiff braucht ca. 25% mehr Treibstoff als vor 2 Monaten. Wohl wegen dem Bewuchs der sich am Unterwsserschiff zu bilden beginnt. Das erste was mir an Pylos auffällt ist das Konzert der Zikaden in den Pinienwäldern am Ufer. Am Mittwoch um halb fünf laufe ich in den Hafen von Pylos ein. Ein geschäftstüchtiger Grieche nimmt meine Leinen an. Er hat seinen kleinen “Tanker” auf der Mole stehen, denn er versorgt die Boote mit Diesel. Im Tank von Yoyo sind noch ca. 4l! 120l Diesel verschwinden im Bauch von YOYO. Danach auf zu den Behörden, denn der Papierkram kann man sowenig ignorieren wie ein Riff. Die Coast Guard empfängt mich: Switzerland? Die Beamten beratschlagen wie ich einzuklarieren sei. Ja, welche Prozedur ist denn nun anzuwenden? Schliesslich kommen sie zum Schluss, dass ich ein Transitlog brauche. Dieses wird vom Zoll im Stockwerk darunter ausgestellt. “Custom closed, Come again tomorrow after nine o'clock” ist das Resumé der Diskussionen. Immerhin habe ich das Gebäude gefunden und mich gezeigt, denke ich und setze mich auf dem Dorfplatz in eine Gartenwirtschaft unter einer riesigen Platane und trinke ein kühles Bier. Müde, aber entspannt und glücklich. In Pylos scheinen vor allem Griechen Ferien zu machen. Es sieht nicht nach reichen Griechen aus. Familien und verliebte Pärchen sitzen da und albern herum. Auf dem Corso dreht ein Feuerwehrauto Runden. Die Feuerwehr fährt ihre Sonnenbrillen spazieren. Ein Typ reicht seiner Freundin die Kamera, stellt sich vor das Denkmal das er mit keinen Blick würdigt und wirft sich in die Pose: ganz Mann, ganz Manneskraft. Ultrakurzes Kopfhaar, etwas längeres Gesichtshaar, wohl um dem runden Kopf ein paar Kanten zu geben. Dennoch wirkt er irgendwie süss, in seinen bunten Cargo-shorts. Zum totlachen. Ich tue es nicht, bestelle mir noch ein Bier und gehe danach in eine Bäckerei und kaufe mir einen feinen Kringel mit Käse-Spinatfüllung. Das schönste am Segeln ist das Ankommen.