Freitag, 5. Juli 2013

von gran canaria zu den azoren

im prinzip gibt es 3 routen um von den kanaren zu den azoren zu segeln.  allerdings hängt es ganz von der grosswetterlage ab welche zur verfügung stehen. am angenehmsten ist wohl jene mit dem tiefausläufer.  man wartet ab bis sich ein tiefausläufer von westen her nähert und segelt ihm dann entgegen, motort durch den riegel und lässt sich von den südlichen winden nach norden schieben.  dies funktioniert nicht wenn das hoch sehr stark ist (1030 +).  die zweite variante ist eher etwas für gambler und leute mit booten die weit motoren können.  man wartet bis das zentrum des hochs im osten der azoren steht und segelt dann mit halbem wind in einem westlichen bogen nach nordwesten.  das verhalten von hochdruckgebieten ist viel schwieriger vorauszuahnen als von tiefs.  ihre zentren können innert wenigen stunden über riesige gebiete herumwabern und die wahrscheinlichkeit dass man mit variante 2 vom hoch eingesackt wird ist gross.  die 3 variante ist jene der rennsegler:  ganz gleich wie viel wind es hat und von wo er kommt, hauptsache es hat wind und die beste strecke ist die kürzeste.  diese variante habe ich gewählt.  es gab keine andere, das hoch war auf 1036 und erstreckte sich bis zu den bermudas und den kapverden.  auf diesem schlag hat man die hackige welle meist vorlicher als den wind.  ich empfing die wettervorhersage vom spanischen navtex sender auf den kanaren.  man kann ihn bis 35°n empfangen. für die spanier ist jeder wind zwischen nord und ost no! auch wenn er aus 10° weht. es wurde also ein durchaus sportlicher törn. als es dann endlich gemütlicher wurde stellte der wind bald ganz ab und ich musste 20 stunden motoren sonst wäre ich jetzt noch unterwegs.  allerdings zog der neue treibstoffilter von irgendwo luft ein. der motor lief nach dem ersten start für eineinhalb stunden und stellte dann stotternd ab.  luft in der leitung.  von da an stellte er alles 30 minuten ab, man konnte fast die uhr danach richten.  mein rekord steht nun auf 2,4.  die bootsgeschwindigkeit ist beim motoren 5 kn und als das boot nur noch 2,4 kn lief hatte ich den motor entlüftet und wieder startklar für weitere 30 minuten.  als andenken habe ich nun eine blase am linken daumen von der handpumpe am motor.  aber es gab auf diesem törn auch lustige momente:  ich erinnere mich dass ich am navitisch sass und die tägliche standortmeldung tippte.  besser:  zu tippen versuchte, denn ich musste mich alle paar buchstaben mit beiden füssen abstemmen und mit beiden händen festklammern um nicht quer durchs boot geschleudert zu werden, als mir durch den kopf ging  “ fürs stagsegel hat es noch nicht genug wind”.  und noch zuletzt: einen ganzen winter habe am boot herumgewerkelt; dennoch, das kleine steuerbordfensterchen in der nasszelle war nun plötzlich undicht.  letztes jahr war es noch dichtzukriegen, heuer nicht mehr.  in 4 tagen fanden so ca. 40 liter wasser ihren weg in die nasszelle und von dort durch schläuche, die ich mal verlegt hatte, direkt in die bilge.  ich würde nie mit einem boot ohne grosse bilge auf offshorereisen gehen wollen. 
 
ins_azorenhoch_hinensegeln
so sieht das azorenhoch von innen gesehen aus
akunft_in_ponta_delgada
ankunft in punta delgada nach ca. 40 mal motor entlüften.