heute ist der 15. Juli, der 3. Reisetag auf diesem Törn von Arbatax nach Pantelleria. Endlich ist es ein wenig ruhig geworden. Querab an Backbord liegt die kleine Insel Maretino vor der Westküste von Sizilien. Die Reise begann ruhig, wurde bald wild und immer ging es bis anhin gegenan. Auch jetzt. Wir laufen mit einem ESE nach Süden gegen den alten Schwell. Aber der Reihe nach: in der ersten Nacht legte der SE Wind etwas zu, so 4-5Bf, und ich zog ein zusätzliches Reff ins Grossegel und änderte die Segelfläche nachts durch vegrössern und verkleinern der Genua. Wir hatten uns gut freigekreuzt und liefen im freien Wind nach Süden. Am Morgen legte der Wind auf 5-6Bf zu und die Wetterfrösche versprachen 8Bf für den Sardinienchannel. Der war gleich im Westen nebenan. Ich behielt meinen Kurs nach Süden und hoffte dass die 8 nur nebenan wehen würde. Mehr als 7 sah ich nie. Ist aber auch genug. Besonders wenn von vorne. Den ganzen Tag über liess ich Yoyo nach Süden laufen in der Hoffnung, dass ich dann mit dem angesagten Südwind Ost machen könne. Abends in der Dämmerung sah ich auf dem AIS einen 300m Containerfrachter der uns in 15Min. auf 0,5sm passieren würde. Busan Express heisst das Schiff. Just in dem Moment begann es ordentlich aufzubriesen. 22-24kn wahrer Wind, von vorne woher denn sonst und mein Gross stand noch im ersten Reff. Nix wie an den Mast und Reff 2 einziehen. Als ich danach wieder in Kockpit zurückkomme gefriert mir das Blut. Der Busan Express kommt mit seinen 20kn auf uns zugerauscht. Rot, grün und das Dampferlicht fast in der Mitte! Ich stürzte ins Boot und sah auf dem AIS CPA 0,04sm., riss das VHF aus dem Halter und rief auf Kanal 16 das Schiff an. Keine Antwort. Der Abstand zum Frachter war nun vielleicht noch 1sm. Den imaginären Treffpunkt sah ich schon wolltel aber noch nicht sterben und wendete Yoyo. Die kapitale Containerburg rauschte knapp und kalt vorbei, mein Herzschlag beruhigte sich wieder und ich konnte dem Ganzen auch noch etwas Positives abgewinnen. Erst einen Monat am cruisen und schon ein Leben geschenkt erhalten. Die Nacht wurde hart, sehr hart. Ganze Elfantenherden trabten auf Yoyo zu und mussten überquert werden. Jedesmal ein donnernder Schlag, der das Boot zum Erzittern brachte, wenn es ins Wellental stürzte. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten und schon bloss ein paar Kartoffeln zu kochen war eine Riesenanstrengung. Ich dachte daran die Kartoffeln auf den Tisch zu nageln um sie unter Kontrolle zu halten. “Urs the Ropeman” hätte wohl seine Knochen gekotzt. Alles was im Boot nicht niet- und nagelfest verzurrt war ging auf Reisen. Dazu mussten alle Luken und Fenster geschlossen bleiben. Eine Affenhitze im Boot und 85% Luftfeuchtigkeit. Trotz des schwierigen Wetters machte Yoyo noch um die 4,5kn Fahrt. Kurz nach Mitternacht drehte der Wind etwas weiter nach Süd und ich konnte wenden.