Donnerstag, 25. Juni 2009

Bastia

Bastia gefällt mir. Die Stadt wirkt wirkt real und lebendig. Das Leben pulst. Bastia ist Bastia und basta. Diese alte Diva braucht niemandem etwas vorzumachen. Und dann die Strassencafés. Wenn jemand denkt Paris sei die Stadt der Strassencafés dann hat er Bastia noch nicht gesehen. An der Place Nicolas stehen die Cafés auf einer  Länge von 300m eins am anderen und überall in der Stadt, auf jedem Trottoir wo es Platz für ein Tischchen hat befindet sich ein Café. Einfach enorm. Schlurfe durch die Stadt und gucke wo die Einheimischen am liebsten hocken. Da ist es denn auch am kühlsten. Schön schattig und ein kleines Windchen weht in der Regel auch. Bastia ist auch eine Stadt der kleinen und kleintsen Lädelchen. Selbst die grössten Supermarché in der Innenstadt sind kleiner als bei uns der Denner hinter dem Bahnhof. In den kleinsten Läden hat meist nicht mehr als ein Kunde aufs mal Platz. In der Bäckerei stehe ich an wie es sich gehört. Ein Kunde ist zurückgekommen und beschwert sich weil er etwas anders als das Bestellte bekommen habe. Die hübsche, muntere und keineswegs scheue Verkäuferin fährt ihm grob übers Maul und erklärt ihm laut und deutlich was er bestellt hatte. Der Kunde will erst mal aufbegehren, lässt es dann aber bleiben und zuckt die Schultern. Er erhält dann doch was er will und zieht ab. Die Verkäuferin wendet sich mir zu und gibt mir das verlangte “pain complet” augenzwinkernd. Suche nach Verbündeteten? Oder hat sie dem Kerl das Zeug etwa extra falsch eingepackt um ihn etwas aufzuwecken? Er schien in ihrem Alter zu sein. Die Frauen hier scheinen nicht gerade prüde oder unterwürfig zu sein. Im Gegenteil. Oft wirken sie temperamentvoll, stolz und etwas arrogant. Man trifft sie in allen möglichen Aufmachungen. Als freche 12 jährige Lolitas die mal ihren “Blick” testen. Als 30jährige, rotblonde Zora mit kurzen Zöpfen , als Schönheiten mit dunkler Haut und pechschwarzem Haar, oder als vornehme ältere Dame, die sich mit rauchiger Stimme beim Kellner wortreich und unaufhaltsam über einen ihrer Ansicht nach nicht optimalen Café, beklagt. Die Frauen, das scheint klar, haben hier enorm was zu sagen.

Dienstag, 23. Juni 2009

Macinaggio

der Mistral hat sich ausgeblasen. Weiter nach Macinaggio. Ich gehe die Ostküste runter weil ich die Westküste schon kenne. Zudem erwarte ich an der Ostküste weniger Schwell. Doch vorerst ist er noch da - der Schwell. Am Cape Corse 1-3m. Der Wind ist schwach und so geht es, wie so oft, unter Motor weiter. Erst am Schluss kann ich die Segel setzen und Yoyo mit fein getrimmten Schoten Richtung Macinaggio segeln. Ein Geruch nach Gülle schlägt mir entgegen. Das darf doch nicht wahr sein! Ich durchsuche mein Boot, finde aber nichts was den Geruch verursachen könnte. Ein Schlepper kommt aus dem Hafen mit einer Schute im Schlepp. Als er in Luv von mir passiert rieche ich die Ursache des üblen Gerchs sehr deutlich. 2sm vor der Küste wird das stinkende Zeug ins Meer befördert. Einfach so. In der Bucht von Macinaggio lege ich Yoyo vor Anker. Der Wind ist ablandig. Doch abends dreht er plötzlich auf SO und nimmt zu. Der Schwell läuft nun voll in die Bucht. Dann wird es wieder friedlich. Was mach ich mir Sorgen? Nachts dann der Hammer: ein Gewitter rauscht aus NO heran und es bläst nun 1 Stund volles Rohr in die offene Bucht. 35kn Wind messe ich. Ich mache mir grosse Sorgen ob der Anker hält und bin sprungbereit um einzugreifen, falls nötig. Das Boot stampft und holt schrecklich über. An Schlaf ist nicht zu denken. Erst nach Mitternacht ist das Gewitter vorbei. Ich lege mich zur Ruhe, werde aber schier aus der Koje geworfen so sehr rollt Yoyo hin und her. Den Franzosen im Boot nebenan scheint das alles nicht zu kümmern. Ich sehe nie ein Licht angehen auf seinem Boot. Uebrigens bläst es auch jetzt am 23. abends wieder mit 5-7Bf. Diesmal aber ablandig aus W und damit aus der Bucht heraus. Hoffentlich dreht der Wind nicht wieder.

Sonntag, 21. Juni 2009

Mistral in St. Florent

ich bin immer noch in St. Florent. Nun aber erzwungenermassen. 8Bf Mistral mit schweren Böen war vorausgesagt worden. Der Wind kam etwas später als angesagt. In der 2ten Nachthälfte setzte er unvermittelt ein. Innerhalb von 20 Sek. drehte er von 2Bf auf 8 auf. In Böen wehte es selbst hier, im doch zeimlich geschützten Hafen, mit 45kn. Ich war froh nicht draussen zu sein. Es wehte sich ein mit 35kn. Lustig waren die Aufmachungen der Yachties die nachts zusätzliche Leinen ausbrachten um ihre Schiffe vor Schaden zu bewahren. Kurze Pyjamahose mit Regenjacke und Sandalen. Oder auch: Stiefel mit Pyjamahose und nacktem Oberkörper. Eines Tages wird es mich ja mit Sicherheit draussen erwischen bei solchen Verhältnissen. Ich werde mich wohl fürchten und hoffen, dass ein bisschen Rest vom Verstand übrigbeibt der mir sagt was zu tun ist.

Mittwoch, 17. Juni 2009

weiter nach St. Florent

Es ist Zeit weiter zu ziehen. Bereits ist Yoyo zur Bahnmarke der Schwimmer vom nahen Strand geworden. Gruppen halbwüchsiger Korsen schwimmen munter schwatzend heran um sich an Yoyo's Tender oder Ankerkette festzuhalten bevor sie wieder zurückschwimmen. Alternde Leistungsschwimmer ziehen verbissen ein Runde um Yoyo. Am 17.06 ziehe ich den Anker aus dem Sand von L'Ille Rousse und laufe nach St. Florent aus. Nach einem Zwischenstopp in der Bucht Marine Malfacu lasse ich am Abend vor St. Florent den Anker fallen. Ein hübscher Ort dieses St. Florent. Tags darauf verhole ich Yoyo in den Hafen. Mit 31 Euro/Tag der bisher teuerste Hafen dieser Reise. Weiter im Süden an der Costa Smeralda sollen die Preise aber noch viel höher sein. Ich streife durchs Städtchen und besuche die alte Kathedrale Nebbio aus dem 12. Jahrhundert. Leider ist sie geschlossen und auch sonst stehen  überall Absperrungen drumherum. Das gute Stück ist in einem schlechten Zustand aber wunderbar schlicht. In einen kleinen Supermarkt gehe ich einkaufen. Nichts besonderes oder? Doch: denn der Laden ist unglaublich eng, alles ist vollgestellt, die Kunden kommen kaum aneinander vorbei und doch füllen die Verkäuferinnen munter schwatzend und lachend die Gestelle. Eine kommt mit 2 riesiegen Packungen Toilettenpapier und will zwischen den Gestellen durch. “Es ce que je passe?” ruft sie. “No!” rufen ein paar Kunden erschrocken, denn sie würde dabei das Gestell mit der Konfitüren “abzuräumen”. Sie lässt die Packungen fallen und lacht. Dann halt einzeln tragen. Dazu muss man wissen, dass das ganze Warenlager auf der gegenüberliegenden Strassenseite liegt. Verkehr hats auch. Keinen schnellen aber unablässig rollenden. Dazu herrschen 35° Hitze. Im Laden hats ein paar Grad weniger. Auf einem meiner Rundgänge durchs glühend heisse St. Florent komme ich auch an einer Schule vorbei. Die kleineren Kinder rufen föhlich “Bonjour” Eine Klasse Halbwüchsiger übt ein Lied. Ueberall wird gelacht. Es herrscht Vorfreude, denn schon bald sind Schulferien. Es sind diese kleinen Szenen aus dem Alltag die mir einen Ort sympathisch und menschlich machen. Ich werde noch einen Tag bleiben, trotz des Preises, vielleicht 2 sogar, denn es ist mal wieder starker bis stürmischer Wind angesagt.


Dienstag, 16. Juni 2009

Ponte Leccia

Ich stehe heute zeitig auf und esse schon um halb sieben Frühstück, denn ich will mit der kleinen Schmalspurbahn nach Ponte Leccia fahren. Um viertel vor acht geht es los. Das Bähnli schraubt sich fauchend und hupend die Berge hoch und eröffnet Blicke auf eine wilde und fast unbewohnte Landschaft. Nur wenige Dörfli kleben an den steilen Hängen. In unteren Lagen hats Wälder, viele Olivenhaine und vergandetes Agrarland das Terassierung ahnen lässt. In den höheren Lagen stehen Buschwälder und noch weiter oben nur noch kleines, dorniges Gebüsch etwa so wie bei uns die Alpenrosen. Ponte Leccia liegt in einem Hochtal und ist recht üppig grün. Weiter im Norden stehen riesige Berge auf deren Kuppen noch etwas Schnee liegt. Es ist heiss in Ponte Leccia und ich habe die Auswahl mit der nächsten Bahn nach nur 45Min. zurückzufahren oder dann den Abendzug zu nehmen der erst um 18h15 fährt. Ich gehe erstmal Richtung Dorf. Auf den Parkplatz vor dem Supermarkt biegt eine riesige Starassengaleere gerade dann ein als ich die Einfahrt auf dem Bürgersteig quere. Anstatt anzuhalten schreit der Fahrer nur: Attention! Die Galeere ist ein schier endloser Mercedes von ca 10 - 12m Länge. Er kratzt die Kurve nicht und ich darf dem bleichegesichtigen Nachwuchsmafioso auch noch beim Manövrieren zusehen. Auf dem Parkplatz stehen auch noch einige Autos mit laufenden Motoren. Das reicht mir. Ich gehe noch einkaufen und nehme den nächsten Zug zurück. Der Kondukteur ist entsetzt. “Aber Sie haben ja noch gar nichts gemacht” Recht hat er. Meine Bemerkung dass ich sonst erst um 18h15 wieder einen Zug habe verzieht ihm das Gesicht. Er scheint sein Bähnli und seinen Job zu lieben.

Sonntag, 14. Juni 2009

Ankunft L'ille Rousse

Yoyo liegt in der Bucht von L'ille Rousse vor Anker und ich habe Zeit meine erste kleine Ueberfahrt als “Einahndsegler” Revue passieren zu lassen. Das Auslaufen aus der Bucht von Ille des Embiez war ausgesporochen sportlich. Von den tagelangen Wetswinden war eine grobe Altsee übriggeblieben. Yoyo stampft unter Motor entschlossen, aber mit nur 3,5kn, gegen die Wasserhügel. Trotzdem musste die Luke zu bleiebn den es kam etwas Wasser über. Danach eine elende Rollerei als die Wellen quer unter dem Schiff durchliefen. Schlussendlich konnte ich das Gross als Stützsegel setzen und von da an ging es leidlich. Ich schaffte es auch den Autopiloten endlich nach “Track” steuern zu lassen. Unglaublich wie genau das Teil steuert wenn einmal alles richtig eingestellt ist. Die laterale Versetzung zum Kurs übersteigt kaum je 10m auf jede Seite. Nachts war viel Betrieb. Ein Dampfer nach dem anderen keruzte meinen Weg und ich lernte schnell wie wichtig und hilfreich in dem Falle AIS und Radar sind. Auf dem AIS sehe ich anhand der Schiffsdaten von meinen “Kollisionspartner” ob er mich gesehen hat wenn er den Kurs etwas ändert. Das Radar hilft zu verifiziern. Ich war in dieser Nacht 5 mal mit grossen Schiffen konfrontiert die meine Weg in weniger als 0,1sm passieren würden. Die einen wichen frühzeitg aus. 2 jedoch futierten sich darum. und ich konnt dann mit Gechwindigkeitsreduktion die Sache klären. Ein 222m Cargo passierte meinen Bug mit 19kn und nur 0,36sm Abstand. Nachts wirkat das sehr nahe. Doch Radar und AIS versicherten dass es gut ausgehen wird. Nach 0400h konnte ich ein paar 20Min. Schläfchen einlegen. Die Alarme nahmen ab. Ein Segler fuhr die halbe Nacht hinter mir her und ich fragte mich ob sich die Typen nicht einfach die Navigationsarbeit sparen. Abends kurz vor 17h kam ich hier an.

Samstag, 13. Juni 2009

auf See

Heute Abend pünktlich zum Sonnenuntergang ist es soweit. Zum Erstenmal sieht Yoyo ringsum kein Land mehr. Nach all den windigen Tagen ist es nun flau geworden und so motore ich gemächlich Richtung L'ille Rousse auf Korsika und geniesse das schöne Wetter.

Freitag, 12. Juni 2009

praktisches Klappvelo

bin immer noch in Embiez. Und immer noch eingeweht. Ich warte auf ein Wetterfenster nach Korsika. Der Hafen ist riesig. Die Wege weit. Insbesondere jener zur Toilette. Ich habe ein Klappvelo. Anfangs hegte ich einigen Widerstand gegen das Teil. Noch was das wiegt, gepflegt werden muss und kaputt geht wnn es nirgends Ersatzteile zu kaufen gibt. In der Zwischenzeit ist das Velöli zu einem meiner wichtigsten Ausrüstungsteile geworden. Bei Verlust müsste ich sofort wieder eins haben. Es ist unentbehrlich. Man stelle sich vor: das Gekröse meldet sich plötzlich mit mächtigem Anspruch über einen. Aufs Radl und nix wie hin zur erlösenden Anstalt. Wehe dem Yachtie der zu Fuss ist und es zu spät merkt.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Illes Paul Ricard, hicks

Ich sitze auf Embiez eingeweht fest. Dank Navtex bin ich nicht ausgelaufen. Es weht draussen mit 6BF oder mehr. Ich gehe nach Brusc einkaufen und bin schockiert. Die Preise schlagen bestes Schweizer Niveau. Die billigste Büchse Bier 1,15 Euro. Da vergeht mir die Lust am Saufen. Den Wein gehe ich schon gar nicht erst anschauen. So wie der Junge die Flaschengestelle nachfüllt kann nur pures Gold drin sein. Mache abends einen Rundgang um das Inselchen. Es ist eine herbe Schönheit. Paul Ricard hat die Insel 1958 gekauft und konsequent für die Touristen zubereitet. Unverbaut und ohne Verkehr. Ueberall wilde Büsche und Wäldchen.Nur die Rebberge liess er sich nicht nehmen. Paul Ricard war ein Maler und Bildhauer. An den vielen zu Stein geronnenen Mädchen und Frauen gemessen wohl auch ein Philantrop, Bonvivant, Schöngeist. Die Franzosen nennen seinen Namen mit Ehrfurcht. Man gewinnt den Eindruck, dass sie damit meinen: “wie kann man ihn nicht kennen”. Heute liegt der Gute mausetot auf dem höchsten Punkt seiner geliebten Insel und “oh Schande” die Hasen böhneln auf sein verblichenes Haupt. Abends ein Aergernis mit guten Ausgang: die Franzosen wechseln alle paar dutzend Meilen die Systeme zum Anschliessen von Stromkabeln und Wasserschläuchen. Ersteres stört mich nicht denn ich bin stromtechnisch autonom. Bei solchen Winden sowieso. Mein Windgenerator rackert sich ab, dass die Batterien stöhnen. Wasser allerdings brauche auch ich und so ich stehe erstaunt vor dem Wasseranschluss mit einen Schlauch der nicht passt. Ein freundlicher Nachbar sieht mein Dilemna und kommt mir sein Uebergangsstück bringen. Danke. Mit einem bisschen Hilfe wird alles so viel einfacher.

Mittwoch, 10. Juni 2009

nach Illes des Embiez


Yoyo liegt im Hafen der Iles des Embiez. Auf dem Zollboot am nächsten Schlengel geht es hoch zu und her. Es wird gegessen, gesoffen und gelacht; des Franzosen liebste Beschäftigung. Als sie noch im Dienst waren kamen sie mich besuchen. Ich wusste es im Voraus denn als sie einliefen schrie einer: ici on a Yoyo!. Doch alles verlief freundlich und problemlos. Meine Anmerkung dass es ein Problem sei das Einreisedatum in die EU zu beweisen da alle Grenzposten geschlossen sind wurde mit mit ernsthaftem Gesichtsausdruck nickend zur Kentnis genommen. Man riet mir die Quittungen der Hafengebühren auf dem Rhein-Rhonekanal aufzubewaren. Das würde genügen. Zumindest für Frankreich. Nach 18 Monaten EU wird nämlich das Boot als importiert angesehen und man muss MwSt bezahlen. Gestern, noch im port du Friul, ging es mir schlecht. Abends soff ich dann 4 Büchsen Bier und schlief wunderbar, denn der “Ropeman” hat auch sein schnappiges Schnarchen mit nach Hause genommen. Heute morgen war alle Trübsal weg. Ich lief um 10h mit Ziel Iles des Embiez aus. Meine Stegnachbarn im port du Frioul, ein freundliches älteres Ehepaar aus der Gegend hatten mir dies angeraten. Die Insel ist in der Tat ein Kleinod. Sie gehört den “Riccards”. Schnaps ist dennoch nicht umsonst zu haben. Die Preise sind eher “gehoben”. Die Insel ist grün. Es wächst viel ledriges Grünzeug und mannshohe Kiefern mit den Stämmen platt auf dem Boden. Vom Winde verweht sozusagen wobei hier nicht die Windstärke Ursache der Verformung ist. Der Mistral macht mit der Sonne gemeinsame Sache und die beiden verdorren zusammen alles was den Kopf, bzw. Blatt oder Nadel aus der Masse hebt. So jedenfalls wird es auf dem Schildchen neben den Krüppelkiefern beschrieben.

Dienstag, 9. Juni 2009

Urs the Ropeman

ist heute nach Hause zurückgekehrt. Damit geht nach knapp 4 Wochen ein einmaliger Reiseabschnitt zu Ende. Wir wissen wohl beide, dass diese Reise nicht wiederholbar ist, selbst dann wenn wir die Kanäle wieder hochfahren würden, denn alles war neu und wunderbar und das Wetter spielte auf einmalige Weise mit. In Port St. Lous traf ich Jasper, einen Holländer, der im Pazifik ein Schweizer Paar auf einem 8m Selbstbauboot angetroffen hatte. Die beiden hätten ihm gesagt, dass die französischen Kanäle ihr schönster Reiseabschnitt gewesen sei. Jasper fährt nun über die Kanäle nach Holland zurück. Doch heute ist mein Ropeman, derjenige mit der 90% Trefferquote beim Leinenwerfen in der Schleuse, nach Hause gegangen und auf Yoyo ist eine fast erdrückende Stille entstanden. Urs ist bei der Reise von Port St. Louis nach den Iles du Frioul bei Marseille seekrank geworden und hat beschlossen, dass es ihm reicht. Ich begleitete ihn noch vor den Bahnhof nachdem wir das defekte Funkgerät und das ebenso defekte Satfon zur Post gebracht hatten. Dann verabschieden wir uns rasch und ich kehre mit der Fähre aufs Boot zurück und “chlütterle” etwas herum um nicht dem Trübsinn zu verfallen. Dass Weggehen derart schwierig sein würde hätte ich nicht erwartet. Schon beim Abfahren in St. Aubin war mir eher zum Heulen zumute gewesen als zum Lachen. Die Anspannung der letzten Monate begann sich zu lösen. Aber statt fröhlich und gelassen wurde ich eher launisch und gereizt. Ich hatte mir in den letzten Jahren angewöhnt nach meinem Willen zu leben, ohne gross auf meinen Körper, meine Psyche oder andere Leute zu achten. Urs hatte mit mir einiges auszuhalten. Wenn einer eine Reise tut, dann liefert er sich erst mal den Launen des Schicksals aus. Und dieses wird ihn schon prüfen, nur keine Angst. Urs hat nicht nur Leinen geworfen, er hat auch den Einkaufszettel geführt und gekocht. Als ich die Bilge öffne sehe ich die riesigen Büchsen “Linsen mit Wurschtl” und muss lachen. Ich kann nicht mal die Hälfte einer dieser Büchsen aufs Mal in mich reinstopfen. “Urs the Ropeman”, muss man wissen, ist auch ein begnadeter Esser und ich hatte in den ersten Wochen oft den Eindruck dass er nie fertig ass, sondern bloss zwischendurch aufhörte um zu überlegen was er als nächstes Essen sollte. Beim “chlütterle” brenne ich mir mit dem Heisschneider aus Versehen ein 1-Fränkler grosses Loch in die Haut über dem Knie und eine Blase in ein Fingerbeeri. Ich lasse Schmerz, Schmerz sein. Tant pis, cest la vie. Morgen fahre ich weiter. Nunmehr ganz allein, etwas kleinlaut und “von allen guten Geistern” verlassen.

Sonntag, 7. Juni 2009



Kaum zu glauben! Aber diese Inseln liegen direkt vor Marseille. Nur 10Min. sind es vom Vieux Port bis hieher mit der Navette. Die Stadt im Hintergrund ist Marseille.

Samstag, 6. Juni 2009

unter Segeln

Heute ist Yoyo das erste Mal im Meer gesegelt. Nach 4 Tagen Vorbeitung in der Werft “Marine Service” ist es endlich soweit. Das Wetter ist sosolala und gewittrig. Die Mücken sind hyperaktiv. Aerger mit der Elektronik, der Suche nach benötigten Teilen machen mich ungeduldig und hässig. Das Satfon ist kaputt, das Seefunkgerät wurde für einen anderen Kunden programmiert und versehentlich an mich geliefert. Die Geräte müssen nach Deutschland geschickt werden und ich muss dann zusehen wie sie wieder zu mir kommen. Doch nun liegen wir im Hafen zwischen den kleinen Inseln Rationneau und Pomègues und … lassen uns von den Mücken fressen.

Montag, 1. Juni 2009

Desaster in der Schleuse von Port St. Louis

Desaster in der Schleuse von Port St. Louis, unserer letzten Schleuse. Wie zum Hohn geht es nur 10cm runter. Wir fahren rassig rein und stoppen ebenso rasssig punktgenau auf. Nach 136 Schleusen sitzt das Manöver. Der Schleusenwärter hält den Daumen hoch. Auf die Heckleine verzichten wir lässig da es ja kaum runter gehen wird. Das Bergtor geht zu der Pegel fällt sagenhafte 10cm und das Taltor schleicht langsam auf. Und dann kommt der Angriff der Schleuse: ich halte das Boot lässig mit dem Bootshaken, eine Strömung kommt auf da oben vermutlich die Spülklappen wegen konstanter Versandung offen sind und reisst mich fasst aus dem Boot. Ich muss den Haken loslassen und versuche das Boot mit dem Motor zurückzudrehen. Yoyo dreht einfach weiter. Vollgas nützt nichts, vorne steht der Mast über das Schiff hinaus. Neben uns ist ein Frachter. Uebrigens das einzige Mal dass wir auf der ganzen Fahrt zusammen mit einem grossem Schiff schleusen. Yoyo ist etwas zu lange um sich einfach  in der Schleuse zu drehen. Es quitscht uind Yoyo ist hinten mit der Windselbststeueranlage gegen den Frachter und vorne mit dem Mast gegen die Schleusenwand eingeklemmt. Der Mast ist gottseidank in eine kleine Kaverne in der Schleusenwand geraten. Mit langen Leinen und viel ziehen und schreien wird das Boot wieder gerade gestellt. Sobald die Schleuse auf ist fahre ich mit viel Tempo los und ignoriere das Rotlicht an der Ausfahrt. Die Zuschauer an beiden Ufern applaudieren! Wer hätte sich dieses Spektakel schon erhoffen dürfen! Was für eine Pein! Die Windselbsteueranlage und Mast haben zum Glück keinen Schaden genommen.