Dienstag, 9. Juni 2009

Urs the Ropeman

ist heute nach Hause zurückgekehrt. Damit geht nach knapp 4 Wochen ein einmaliger Reiseabschnitt zu Ende. Wir wissen wohl beide, dass diese Reise nicht wiederholbar ist, selbst dann wenn wir die Kanäle wieder hochfahren würden, denn alles war neu und wunderbar und das Wetter spielte auf einmalige Weise mit. In Port St. Lous traf ich Jasper, einen Holländer, der im Pazifik ein Schweizer Paar auf einem 8m Selbstbauboot angetroffen hatte. Die beiden hätten ihm gesagt, dass die französischen Kanäle ihr schönster Reiseabschnitt gewesen sei. Jasper fährt nun über die Kanäle nach Holland zurück. Doch heute ist mein Ropeman, derjenige mit der 90% Trefferquote beim Leinenwerfen in der Schleuse, nach Hause gegangen und auf Yoyo ist eine fast erdrückende Stille entstanden. Urs ist bei der Reise von Port St. Louis nach den Iles du Frioul bei Marseille seekrank geworden und hat beschlossen, dass es ihm reicht. Ich begleitete ihn noch vor den Bahnhof nachdem wir das defekte Funkgerät und das ebenso defekte Satfon zur Post gebracht hatten. Dann verabschieden wir uns rasch und ich kehre mit der Fähre aufs Boot zurück und “chlütterle” etwas herum um nicht dem Trübsinn zu verfallen. Dass Weggehen derart schwierig sein würde hätte ich nicht erwartet. Schon beim Abfahren in St. Aubin war mir eher zum Heulen zumute gewesen als zum Lachen. Die Anspannung der letzten Monate begann sich zu lösen. Aber statt fröhlich und gelassen wurde ich eher launisch und gereizt. Ich hatte mir in den letzten Jahren angewöhnt nach meinem Willen zu leben, ohne gross auf meinen Körper, meine Psyche oder andere Leute zu achten. Urs hatte mit mir einiges auszuhalten. Wenn einer eine Reise tut, dann liefert er sich erst mal den Launen des Schicksals aus. Und dieses wird ihn schon prüfen, nur keine Angst. Urs hat nicht nur Leinen geworfen, er hat auch den Einkaufszettel geführt und gekocht. Als ich die Bilge öffne sehe ich die riesigen Büchsen “Linsen mit Wurschtl” und muss lachen. Ich kann nicht mal die Hälfte einer dieser Büchsen aufs Mal in mich reinstopfen. “Urs the Ropeman”, muss man wissen, ist auch ein begnadeter Esser und ich hatte in den ersten Wochen oft den Eindruck dass er nie fertig ass, sondern bloss zwischendurch aufhörte um zu überlegen was er als nächstes Essen sollte. Beim “chlütterle” brenne ich mir mit dem Heisschneider aus Versehen ein 1-Fränkler grosses Loch in die Haut über dem Knie und eine Blase in ein Fingerbeeri. Ich lasse Schmerz, Schmerz sein. Tant pis, cest la vie. Morgen fahre ich weiter. Nunmehr ganz allein, etwas kleinlaut und “von allen guten Geistern” verlassen.