Freitag, 4. September 2009

magische Abende in Gerakas

Gerakas heisst meine nächste Station. Das Dörfchen wurde mir auch von meinen Gastgebern in Monemvasia empfohlen. Schon beim Einlaufen in den schmalen Fiord habe ich ein gutes Gefühl. Das Dörfchen liegt idyllisch und vergessen in der Sonne. Ich bereite Yoyo vor um an der Kaje längs anzulegen. Ein französisches Boot liegt schon da und der Skipper nimmt meine Leinen an und hilft beim Anlegen. Ueber solche Hilfe bin ich immer wieder ungemein froh. Es macht das Manöver für mich um so vieles einfacher. Wir beginnen ein Gespräch über woher und wohin. Jean, so heisst der Skipper, hat mich schon in Monemvasia gesehen. Er ist mit einer unerfahrenen Gastcrew unterwegs. Sie wollten eigentlich in die Kykladen aber der Meltemi fauchte wie eine Furie und es erschien Jean zu riskant dahin zu fahren. Deshalb fuhren sie dann den Saronikos und den Peloponnes runter bis Monemvasia. Ich zeige Jean mein Boot und werde umgehend eingeladen seines, eine “Sun Shine” von Jeanneau , anzuschauen. Danach “kommt es zum Apéro”. Ich lerne korrektes Ouzo trinken und dabei die Crew, Coralie und Philippe kennen. Sie sind erstaunt, dass es im Hafen von Monemvasia Meerschildkröten hat. Wir plaudern und ich werde gefragt ob ich mit ihnen zum Fischessen mitkommen würde. Natürlich mache ich das. Der Fisch ist fein, die Gespräche entspannt und fröhlich und der griechische Weisswein, pro Kilo und Halbkilo bestellt, vorzüglich. Am nächsten Vormittag mache ich eine lange Erkundungsfahrt mit dem Beiboot rund um die Lagune von Gerakas. Es wimmelt nur so von Fischen. Ich besuche das kleine Inselchen mitten in der Lagune. Alles ist verwildert. Am Nachmittag folgt ein Spaziergang zum“Kastro” auf dem Hügel über dem Dorf. Auch hier sieht alles verwildert aus. Wohl werden noch ein paar Ziegen gehalten und am Boden wachsen noch einige Reben und auch die Oliven nimmt man womöglich noch ab. Aber die uralte Kulturlandschaft hat ausgedient. Zu mühsam, zu ineffizient ist der Anbau in der traditionellen Art hier geworden. Dafür wachsen nun die Büsche wieder und bedecken das Land. Am Abend werde ich auf das Boot von Jean zum Essen eingeladen. Wie nett. Ich nehme gerne an. Jean macht Apéro und eine feine Suppe und danach Wassermelone zum Dessert. Und wieder verbringen wir einen Abend in fast unverschämt entspannter Harmonie. Wir erzählen aus dem Leben und immer wieder fragt Coralie nach den Motiven für meine neue Lebensart. Ich versuche das bisschen das ich darüber weiss in französische Worte zu fassen. Coralie sagt: “das beschäftigt mich sehr was du da machst”. Um Mitternacht gehen wir alle schlafen. Jean will mit seiner Crew am Morgen Richtung Norden aufbrechen, denn das Ferienende von Coralie und Philippe ist in Sicht. Am anderen Morgen verabschieden sich Jean und ich mit Handschlag. Ich werfe die Leinen von Noëllie los und wir winken uns zu. Bye-bye Coralie, Jean, Philippe; au revoir mes camarades. Da ist er wieder der Schmerz der Seenomaden. Nach magischen Abenden kommt der Abschied und man weiss nicht ob man sich im Leben je wieder sehen wird. Ich werde unruhig, packe das Gummiboot ein und werfe die Leinen ebenfalls los. Kurs Ost nach Sifnos, ist meine Richtung. Gerakas ist meine bisher kostbarste Erinnerung.